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Feiere mikroklein – Wie kleine Erfolge echte Veränderung ermöglichen

  • matthiaswallisch
  • 5. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit
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Veränderung beginnt nicht mit dem großen Entschluss, sondern mit kleinen, fast unscheinbaren Schritten. Aber niemand sagt einem, wie schwierig das werden kann.

Gerade wenn wir neue Gewohnheiten aufbauen oder bestehende Routinen verändern wollen, reicht manchmal ein winziges Erfolgserlebnis – ein kleiner Moment der Anerkennung – um den Unterschied zu machen. Diese heute so wichtige Erkenntnis knüpft direkt an meine Arbeit im Veränderungsmanagement an: Wenn wir lernen, mikroklein zu feiern, dann gewinnen wir nicht nur Motivation, sondern Stabilität, Selbstwirksamkeit und Freude am Prozess selbst – nicht nur am Ergebnis.

Ein kleiner Erfahrungsbericht:

Vom zuviel-Wollen zur kleinen Feier

Nennen wir sie Anna. Anna hatte sich vorgenommen, ihr Leben in kleinen Habit-Blocks zu verändern. Sie begann simultan mehrere neue Routinen: morgens eine Runde Dehnübungen, nach dem Mittagessen eine bewusste Gehminute, abends ein Satz Dankbarkeit im Tagebuch.

Die Idee: Habitstacking – neue Gewohnheiten an bestehende Routinen koppeln, um sie stabil zu machen.

Doch nach kurzer Zeit stellte sie fest: Das war zu viel. Einige Gewohnheiten blieben hängen, andere wurden ausgelassen, weil sie sich überfordert fühlte. Der Alltag kam dazwischen – Stress, Müdigkeit, Unvorhergesehenes.

Dann machte Anna einen wichtigen Schritt: Sie reduzierte auf zwei neue Gewohnheiten und legte Wert darauf, sie zu feiern, wenn sie sie tätigte – nicht mit großen Belohnungen, nicht mit Perfektion, sondern mit kleinen Ritualen: einem inneren „Nice!“, einem kurzen Lächeln, einem Haken im Tracker. Dieser Moment, so banal er klingt, wurde ihr bewusst – und plötzlich fiel es ihr leichter, dranzubleiben. Selbst an Tagen, an denen alles weniger optimal lief, war dieser Mikromoment oft genug, um den Unterschied zu machen: Das kleine Signal, das sagt: Ich hab etwas geschafft.

Wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem deutschsprachigen Raum

Diese Erfahrungen sind nicht nur subjektiv – sie spiegeln Erkenntnisse aus der Forschung wider. Ich habe einige Studien gefunden, die genau diese Prinzipien stützen:

Eine sehr relevante Untersuchung ist die sogenannte HABIT-Studie (Gesundheit is(s)t gut) der Freien Universität Berlin und der Medical School Berlin. Dort wurde verglichen, wie Menschen neue Ernährungsgewohnheiten etablieren, wenn sie diese entweder zu bestimmten festen Tageszeiten ausführen oder sie an bestehende Routinen koppeln. Eines der Ergebnisse: Gewohnheiten entstehen leichter und werden beständiger, wenn das Verhalten mit festen Auslösern verbunden ist – zum Beispiel nach etwas, das sowieso bereits Teil der Routine ist. Damit sinkt die mentale Hürde, und der Erfolg wird sichtbarer mit jedem kleinen Durchführen. ewi-psy.fu-berlin.de+2Drks+2


An der Universität Freiburg wurde im Rahmen der Studie Gewicht halten untersucht, wie Menschen über längere Zeit gesundheitsfördernde Verhaltensweisen beibehalten. Das Ergebnis: Erfolg hängt nicht von großen Umstellungen ab, sondern von Regelmäßigkeit, Selbstbeobachtung und emotionaler Rückmeldung. Wer kleine Erfolge sichtbar macht – etwa über Notizen, Reflexion oder soziale Unterstützung – stärkt die Stabilität seines Verhaltens langfristig.


Auch Forschungen von Michael Sailer (Ludwig-Maximilians-Universität München) zur Gamification zeigen, wie spielerische Elemente wie Fortschrittsanzeigen, Abzeichen oder Checklisten motivierend wirken. Entscheidend ist, dass kleine Rückmeldungen („Geschafft!“, „Weiter so!“) das Verhalten positiv verankern – deutlich wirksamer als Druck oder Kritik.Diese Prinzipien lassen sich direkt auf persönliche Veränderungsprozesse übertragen: Sichtbarkeit und kleine Anerkennungsschritte halten uns in Bewegung, selbst wenn das Ziel noch weit entfernt ist.


Warum Mikrokleine Belohnungen so mächtig sind

Wenn wir etwas getan haben und uns dafür einen Moment nehmen – bewusstes Lächeln, innerer Dialog, Tracker-Haken – dann aktivieren wir damit unser Belohnungssystem. Dieses kleine Signal vermittelt: „Ja, das, was ich gemacht habe, zählt.“ Es erzeugt Dopamin – nicht in großem Ausmaß, aber eben genug, damit das Gehirn registriert: Dieses Verhalten lohnt sich. Und je öfter wir diese kleinen Dosen an positiver Rückmeldung bekommen, desto starker wird die Gewohnheit.

Anders gesagt: Nicht die große Belohnung am Ende (z. B. das Zielgewicht, die perfekte Morgenroutine) ist entscheidend, sondern die vielen kleinen Momente dazwischen, in denen wir bewusst wahrnehmen: Ich habe das getan.


Anna lernt: Fokus statt Überforderung

Aus Annas Geschichte lassen sich drei zentrale Lernschritte ableiten:

  1. Reduktion auf wenige Gewohnheiten gleichzeitig – lieber zwei gut etabliert, als viele halbherzig behalten. So sinkt die mentale Belastung und die Wahrscheinlichkeit des Aufgebens durch Frustration.

  2. Einführen eines Mikrorituals der Feier – nach Ausführung der neuen Gewohnheit bewusst innehalten, ein Lächeln, ein innerer Haken, ein kurzes Feedback an sich selbst.

  3. Regelmäßigkeit und Auslöser nutzen – Habitstacking: Die Routine hängt direkt an etwas, das sowieso stattfindet (z. B. direkt nach dem Zähneputzen, nach dem Mittagessen, beim Einschlafen). So wirkt das kleine Verhalten nicht wie ein zusätzlicher Aufwand, sondern wie eine Erweiterung eines schon bestehenden Musters.


Anregung an die Community: So könnt ihr euch gegenseitig unterstützen

Damit mikroklein feiern kein Einzelkämpferprojekt bleibt, hier einige Ideen, wie wir uns als Community gegenseitig stärken können:

  • Teilt eure kleinen Erfolge: Schreibt in die Kommentare oder in eure Gruppen: Was habt ihr heute geschafft? Nicht „Ich hab’s geschafft, mein Ziel erreicht“, sondern „Ich habe heute meine kleine Atemübung gemacht“ oder „Ich habe nach dem Mittagessen kurz gestreckt“. So entsteht Sichtbarkeit für Mikroschritte, und andere merken: Ich bin nicht allein mit den kleinen Erfolgen.

  • Buddy-System: Sucht einen Freund oder jemand aus der Community, mit dem ihr euch regelmäßig austauscht. Zum Beispiel einmal pro Woche: „Was hab ich gemacht?“ und „Wie hab ich’s gefeiert?“ So wird das kleine Feiern Teil des Alltags und nicht leicht übersehen.

  • Mini-Challenges gemeinsam: Setzt euch kleine Aufgaben mit kurzer Dauer (z. B. eine Woche lang eine neue Mini-Gewohnheit). Am Ende der Woche tauscht ihr euch über die kleinen Siege – und darüber, was schwierig war. Wichtig: Nur eine neue Sache pro Challenge.

  • Gemeinsame Tracker oder Sichtbarmachen: Vielleicht macht ihr euch in der Gruppe ein digitales oder analoges Board, wo jeder seinen kleinen Haken einträgt. Sichtbarkeit von kleinen Erfolgen wirkt motivierend – man sieht, dass auch andere dran sind.

  • Mikro-Reflektionen: Wenn etwas nicht geklappt hat – kein großer Vorwurf, keine Selbstanklage, sondern: Was war heute anders? Welcher Teil der Routine ist schwer? Wie kann ich morgen mit kleiner Anpassung starten? So bleibt Veränderung ein Prozess, kein Wettlauf.


Fazit: Mikroklein feiern als Haltung im Veränderungsmanagement

“Feiere mikroklein” ist mehr als ein Tipp – es ist eine Haltung, die Veränderung menschlicher, nachhaltiger und wirksamer macht. Es erlaubt uns, Verantwortung für unseren Wandel zu übernehmen ohne uns in Perfektion oder großen Zielen zu verlieren.

Wenn du heute einen kleinen Schritt machst – und ihn feierst – dann hast du bereits den nächsten Tag vorbereitet. Wenn du dein klei

nes Lächeln erlebst oder deinen Haken im Tracker setzt, dann ist das nicht nur eine Kleinigkeit: Es ist ein Beweis deiner Entscheidung, Veränderung nicht aufzuschieben.

Und wie Anna sag ich: Es ist spannend zu sehen, wie viel Power in diesen Mikromomenten steckt – probiert es aus, und lasst uns gemeinsam sehen, wo uns die kleinen Siege hinführen.


So und am Ende dieses Artikels will ich euch an einem kleinen Gespräch teilhaben lassen, dass ich am Wochenende geführt habe. Das Ergebnis davon lässt sich auf folgende Frage reduzieren: Muss ich mich eigentlich ständig optimieren? Warum kann ich nicht einfach Pause machen, wenn ich es sich danach anfühlt? Warum soll jede Minute meines Lebens effizient durchgeplant sein? Nein, nur das was ich tue, soll mir Freude bereiten und keine Last sein.

Deshalb "Liebe was du tust!"

Einen guten Wochenstart von mir an dich.

 
 
 

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